Leinen los zur ersten Fahrt!
Gespannt, erwartungsvoll, skeptisch, neugierig verfolgte
ganz Hamburg die viertägige Werft-Probefahrt des Schiffes, das den Namen dieser Stadt trägt, die sich diesem
Schiff inviel- facher Hinsicht verbunden fühlt. Seit dem Missgeschick, das die „Queen Elizabeth II" mit ihrer Maschine
hatte, war der unbe- kümmerte Optimismus, mit dem man der Fertigstellung der „Hamburg" entgegensah, etwas
gedämpft und mit um so größerer Sorgfalt wurden alle Vorbereitungen getroffen, um die Werftprobefahrt zu
einem uneingeschränkten Erfolg werden zu lassen. Ein solcher ist sie tatsächlich geworden.
Vier Tage lang wurde das Schiff, seine Maschine und alles
was an Bord funktionstüchtig sein muss, auf Herz und Nieren
geprüft. Nach einem detailliert ausgearbeiteten Programm
liefen die Erprobungen ab. Ein paar Punkte seien hier herausgegriffen, um Art und Umfang der Belastungen
und Messungen, die vorgenommen wurden, zu erläutern.
Bevor das Schiff am 12. 2. morgens 8.00 Uhr ablegte, wurden
vor allem Maschinentelegraphen und Ruderanlage noch einmal kurz durchprobiert, ferner die Telefon- und
Wechselsprech- anlagen, Typhon und die Rettungsbootsmotoren.
Pünktlich 8.00 Uhr, bei frischem Ostwind, an einem sonnigen
Wintermorgen, der dem über Nacht auf 748 mm gefallenen
Barometer Hohn sprach, legte das Schiff zu seiner ersten kurzen Reise ab. Etwa nach zwei Stunden wurde
auf der Höhe von Stadersand die Fahrt unterbrochen für ein Ankermanöver und zum Kompensieren.
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Wichtiger Teil des ersten Nachmittagprogramms: die Rudermanöver.
Mit ihnen bezweckt man zweierlei. Erstens
will man wissen, ob die ganze Anlage funktioniert und
wie schnell sie arbeitet - wir haben in einem früheren
Bericht schon erwähnt, dass das Ruderlegen von Hartlage
bis Hartlage, also für einen Gesamtwinkel von 2X33°,
nicht mehr als eine halbe Minute braucht — zweitens will
man die Reaktionen des Schiffes studieren. Schlängelfahrten
und Drehkreise demonstrieren die Manövrierfähigkeit
des Schiffes. Währenddessen wurden Rudermomenten- messungen durchgeführt, die die am Ruder wirksamen Kräfte
anzeigen.
Die Drehkreismanöver wurden bei einer Propellerdrehzahl
von 129 pro Minute eingeleitet, d. h. bei einer Geschwindigkeit
von 22,5 Knoten. Bei dieser Fahrt und Hartlage
des Ruders betrug der Durchmesser des Drehkreises 0,43
Seemeilen. Dann wurden die Schwimmbäder gefüllt, es wurde ausprobiert
wie die Verdampferanlage für die Süßwasser- gewinnung arbeitet, ob die Rußbläseranlage allen Anforderungen
genügt, all das gehörte noch zum Erprobungsprogramm des ersten Tages. Während der Nacht dann Einregulierung
der Kessel- und Maschinenanlage bei stufenweiser Leistungssteigerung; dabei wurden Drehschwingungs-
und Vibrationsmessungen durchgeführt, die, wie erwartet, sehr gute Ergebnisse brachten. Man hatte gerade
auf diesen Punkt größte Sorgfalt verwendet.
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