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21. Februar
1968
Sehr verehrte Frau Kiesinger, sehr verehrter Herr Bundeskanzler,
sehr verehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Dr. Voltz,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Unsere Gesellschaft, die Deutsche Atlantik Linie, wurde am 1. Dez. 1965 von 238 Privatpersonen aus der ganzen Bundesrepublik gegründet. Dieser Kreis erklärte sich bereit, 30 Millionen DM zur Verfügung zu stellen, um der deutschen Passagierschiffahrt zu einem neuen Schiff
zu verhelfen. Die Finanzierung zu einem Zeitpunkt, in dem das Geld in der Bundesrepublik sehr knapp war, war denkbar schwierig und ich glaube, daß in den darauf folgenden Monaten viele an der Verwirklichung des Projektes gezweifelt haben. Niemand, auch nicht die Initiatoren,
konnten damals wissen, daß in 1967 sogar ein weiteres neues Passagierschiff, die HANSEATIC, angeschafft werden konnte. Die Verwirklichung beider Objekte ist jedoch nur durch die großzügige Unterstützung der Bundesregierung und der Freien und Hansestadt Hamburg möglich gewesen.
Hinzu kommt die Beschaffung von weiteren 22 Millionen DM Privatkapital. Die Bundesregierung hat ein zinsgüngstiges Darlehen von 20 Millionen DM für diesen Neubau zur Verfügung gestellt und Bürgschaften in Höhe von 36 Millionen DM für die neue
HANSEATIC übernommen. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat die Fremdmittelbeschaffung für den Neubau durch Bereitstellung von Bürgschaften in Höhe von 33 Millionen DM ermöglicht. Im Namen der Gesellschaft möchte ich mich für diese Unterstützung sehr herzlich bedanken.
Alle führenden Schiffahrtsnationen sehen in der Passagierschiffahrt einen wichtigen Werbeträger, nicht allein für die Schiffahrt, sondern auch für die Nation. Wir sind Ihnen, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, und Ihnen, sehr verehrter Herr Bürgermeister, sehr dankbar, daß Sie heute durch Ihre Anwesenheit der deutschen Passagierschiffahrt Ihrer Verbundenheit Ausdruck geben. Es ist für uns selbstverständlich, daß wir neben unseren Bemühungen für den bestmöglichen wirtschaftlichen Einsatz, stets bemüht sein werden, unsere Schiffe so einzusetzen, daß den Interessen des Heimatlandes und des Heimathafens gedient wird.
Einen Stapellauf kann man eigentlich vergleichen mit der Halbzeit eines Fußballspieles. Es ist wohl zu früh, die Mannschaften zu loben, bevor das Spiel zuende gegangen ist, andererseits bin ich der Meinung, daß ein Schiedsrichter schon jetzt feststellen kann, daß die bisher gezeigte
Leistung jedes Lob verdient. Die Zusammenarbeit zwischen Werft, Aufsichtsbehörden, Klassifikationsgesellschaften und Reederei kann man, meine ich, nur als vorbildlich bezeichnen. Das echte Interesse, das jeder auf der Werft vom Facharbeiter bis zum Vorstand für dieses
Schiff zeigt,, gibt uns die Gewähr dafür, daß dieses erste große Passagierschiff, das nach einer Zwangspause von 30 Jahren auf einer deutschen Werft gebaut wird, ein Qualitätsprodukt sein wird.
Dieses Schiff ist konzipiert für das Reisepublikum nicht nur von heute, sondern auch von morgen und übermorgen. Es wird ein großzügiges, schwimmendes Hotel mit einem Höchstmaß an Komfort. Wir werden auf diesem Schiff unsere internationalen Passagiere verwöhnen und ihnen
einen idealen Rahmen für Urlaubstage auf See geben können. Andere Nationen bauen sehr viel größere Passagierschiffe. Wir haben nicht den Ehrgeiz, den Konkurrenzkampf auf diesem Gebiet aufzunehmen, wohl aber sind wir der Überzeugung, daß wir mit der Qualität und der Größe dieses
Schiffes und mit der Güte unserer Serviceleistungen in jeder Beziehung wettbewerbsfähig sein und bleiben werden.
Die Verkehrsentwicklung zeigt eindeutig, daß auch in Zukunft, und zwar trotz der rasanten Entwicklung des Luftverkehrs ein Bedarf an geeigneter Passagierschiffstonnage vorhanden sein wirds wobei gerade auf dem Gebiet der Kreuzfahrten, und dafür ist dieses Schiff in erster Linie vorgesehen, die Nachfrage sehr erheblich sein wird.
Unsere Gesellschaft bemüht sich um eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Verkehrsträgern, und zwar nicht nur mit unseren Geschäftsfreunden in Bremen, dem Norddeutschen Lloyd, sondern auch mit den Fluggesellschaften, weil wir davon überzeugt sind, daß die unterschiedlichen Wettbewerbsmerkmale der Verkehrsträger sich ergänzen und Früchte tragen werden.
Am l» April 1969 wird unser Neubau auf internationalen Kreuzfahrten und im Liniendienst zwischen Hamburg-Cuxhaven und New York eingesetzt werden und im Gemeinschaftsdienst mit unserer HANSEATIC und den Schiffen des Norddeutschen Lloyd BREMEN und EUROPA,
fahren. Mit diesen vier großen Passagierschiffen können wir ein auf die Wünsche des internationalen Reisepublikums abgestimmtes und erweitertes Angebot verwirklichen und unsere Marktposition im internationalen Linienverkehr und auf Kreuzfahrten verstärken.
Unser besonderer Dank gilt Ihnen, sehr verehrte Frau Kiesinger, als Taufpatin, und ich verspreche Ihnen im Namen der Reederei, daß dieses Schiff als friedliche Botschafterin für die Bundesrepublik und für ihren Heimathafen fahren wird» Wir werden dafür sorgen, daß Ihr Patenkind sich überall in der Welt allzeit seines Landes
und seiner Flagge würdig zeigen wird.
A. Bitsch-Christensen
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