Der
Verkehr - zu Lande, auf dem Wasser, in der Luft - ist mit seiner ständigen
Verdichtung und Verbreitung eines der Hauptprobleme unserer Zeit. Im modernen
Verkehrsfluss spiegelt sich die Rastlosigkeit unseres Lebens ebenso wider, wie die
heute jedem Menschen offenstehende Möglichkeit, seinen Standort nach Belieben zu verändern, seinen
Gesichts- kreis zu erweitern. Besonders die Bewältigung des heutigen Urlaubsverkehrs stellt in vielfacher Hinsicht
die allerhöchsten Ansprüche, und die technischen Leistungen, die hervorgebracht werden, verdienen Bewunderung.
Indessen weiß jedermann, dass trotz aller Perfektion aus den verschiedensten Gründen — höhere Gewalt, menschliches
Versagen, Fehlkonstruktionen — es sich nicht vermeiden lässt,
dass zuweilen Schäden auftreten, deren Folgen je nach den an das technische Wunderwerk gestellten
Anforderungen von verschiedener Tragweite sind. Brach bei der alten Postkutsche ein Rad, so war das sehr
ärgerlich; geschieht etwas ähnliches auf der Autobahn, geht es gleich um Leben und Tod. Was heute ein Flugzeugabsturz
bedeutet, darüber braucht kein Wort verloren zu werden.
Was uns hier interessiert ist die Frage, wie es sich dem gegen- über
mit der Sicherheit in der Seeschifffahrt verhält. Man findet hier und da statistische Angaben, die einen
an die alte primitive Formulierung „Wasser hat keine Balken" erinnern möchten und die unter der Lupe betrachtet
einfach ein falsches Bild widerspiegeln. Ist ein durchgebrochener T 2-Tanker, der noch aus der Kriegszeit
stammt, ist ein längst schrottreifer Musikdampfer, auf dem noch keine der neuzeitlichen
Sicher- heitsvorschriften Anwendung gefunden hat und brennend vor
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Floridas
Küste treibt, ein Maßstab für die tatsächlichen Gefahren, die heute der
Schifffahrt drohen? Wir wollen unter- suchen, wie es sich mit den möglichen Gefahren auf See und
deren Bewältigung verhält.
Unfälle, die auf mangelnder Stabilität oder mangelnder Festig-
keit beruhen (was bei Schiffen etwas durchaus Verschiedenes
ist), treffen die Passagierschifffahrt im Grunde überhaupt nicht. Sowohl die Kentergefahr wie die Möglichkeit,
dass ein Schiff mittendurch bricht, sind heute eigentlich nur noch bei extrem falsch beladenen Frachtschiffen
gegeben. Fahrgastschiffe mit ihrer leichten, ganz homogen verteilten Fracht, mit ihren außerordentlich günstigen
Verhältniszahlen, mit ihren die Schlingerbewegungen dämpfenden Stabilisatoren sind gegen Gefahren
solcher Art gefeit.
Dagegen kann eine Kollision auch heute noch jedes Schiff
treffen, wenngleich Zusammenstöße auf See nicht annähernd
so häufig sind wie an Land. Nun mag man einwenden, dass mit der ständigen Zunahme des Seeverkehrs
die absolute Zahl der Kollisionen steigt - doch die relative Zahl ist sehr zurück-
gegangen, und das gilt, dank der verschärften Schiffssicher-
heitsvorschriften, vor allem für die Auswirkungen der Havarien. Tragödien, wie die der
„Titanic", die noch nicht weit genug zurückliegt, als dass die Menschheit sie schon
ver- gessen haben könnte, sind heute so gut wie ausgeschlossen.
Einer der wichtigsten Schritte auf dem Wege zu einer allge-
meinen Sicherheit auf See liegt zweifellos in den Fortschritten der Nachrichtentechnik, der Entwicklung von
Funk und Radar, also einer rechtzeitigen Warnung. Es kann trotzdem zu
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