ich eine solche Reise unternehme, vorbereitet und dicke Darstellungen über die Lage der Küstengebiete, die Lage
der Seefahrt, die Lage der Werften, die Lage Hamburgs gelesen, ich habe meine Ohren gespitzt, solange ich hier
war und gehe reich befrachtet wieder nach Bonn zurück . . . "
Bundeskanzler Kiesinger ging in seiner langen Ansprache
auf etliche politische Aufgaben der Gegenwart ein, die der Lösung harren. Allein ein Punkt sei hier herausgegriffen,
von dem aus sich ein Gedanke wie ein roter Faden durch den weiteren Verlauf seiner Ausführung spann: die Aufgabe,
für die Erhaltung des Friedens tätig zu sein. Von dem Schiff ausgehend, das die Freiheit der Meere braucht, führte
dieser Gedanke zu Frieden und Freiheit, deren ein Volk bedarf, um leben zu können. Auf das Aktiv-Sein für den
Frieden kommt es an. Kiesinger sagte: „Das bekannte Bibelwort "beati pacifici", das seit Luther verstanden wird als
„Selig sind die Friedfertigen (d. h. die friedlich Gesinnten), heißt richtig „Selig sind die Friedensstifter, die Friedensmacher",
und das ist in der Tat etwas ganz anderes und sehr viel schwereres.
Es ist eine der schwersten Aufgaben,
die diese Welt uns stellt. Wir sind entschlossen, Friedensstifter zu sein, soviel an uns liegt. Wir sind nicht entschlossen,
um des lieben Friedens willen, Rechte unseres Volkes preiszugeben, denn damit wären wir auch keine
Friedensstifter. Solange ein Lebensrecht eines Volkes nicht anerkannt ist, oder wo es leichtfertig oder ängstlich preisgegeben
würde, könnte schon deswegen kein Friede gestiftet werden, weil mindestens schon die kommende Generation
mit dieser Entwicklung nicht mehr einverstanden sein würde. Deswegen müssen wir Lösungen suchen, die
in der Tat so dauernd sind, dass sie auch von kommenden Generationen, unseren und anderen um uns herum, anerkannt
und angenommen werden." Der Kanzler nahm dann Stellung zu
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Kernfragen der Europäischen Gemeinschaft und
schloss mit den Worten: „Wir Europäer haben seit vielen Jahrhunderten daran geglaubt,
dass wir zwar schicksalsgebunden, aber im letzten doch frei sind. In diesem Geist der Freiheit wünsche ich dem Schiff, das heute auf den Namen „Hamburg" getauft wurde,
dieser Stadt und unserem ganzen Volk glückhafte Fahrt."
Mit Esprit
entschuldigte sich Bürgermeister Professor Dr. Weichmann für „eine Art Rückfall ins Piratentum", indem er den Festabend „ein wenig entfremdete, um auf Beute
auszuziehen, Aber der Herr Bundeskanzler weiß und würdigt es sicher", sagte der Erste Bürgermeister,
„dass - wo auch immer - es seine wie meine Aufgabe ist, für Deutschland, für Hamburg zu essen, zu reden, zu denken,
zu handeln und möglichst wenig zu schlafen." in diesem Sinne trug er einige für Hamburg lebenswichtige Fragen
vor, von denen der Hinweis auf die Bedeutung Hamburgs, des Heimathafens unseres neuen Fahrgastschiffes, diesen
Bericht abschließen soll:
„ . . . Hafen und
Schiff-Fahrt sind ein wesentlicher Teil unseres nationalen Lebens und ein nicht wegzudenkender
Teil unserer hamburgischen Existenz, über 60 Prozent der deutschen Handelsschiffstonnage sind hier registriert, über
ein Drittel des seewärtigen Güterverkehrs des Bundesgebietes geht über Hamburg. Das Hafengebiet
umfasst 10000 ha und beträgt ein Siebentel des hamburgischen Stadtgebietes mit einer Fläche so groß wie Kassel. 850
Millionen DM öffentliche Mittel aus den Kassen Hamburgs wurden in den letzten 20 Jahren allein von Hamburg in den
Hafen investiert und fast 50 Millionen kommen jährlich hinzu. Mit der Renaissance der Hamburger
Passagier- schifffahrt möge die volkswirtschaftliche Produktivität dieser Investitionen wachsen . . . " |