So kam ich auf mein Traumschiff
der
„TS HAMBURG“
Es war im Herbst 1971, als ich mich entschloss in die Schweiz zu gehen, um
mein fachliches Können zu erweitern. Mit dem Beginn der
Wintersaison hatte ich einen Arbeitsplatz
als Gardemanger im Grand-Hotel Bellevue in Gstaad. Die
Saison verlief bis Mitte Januar ganz normal, ja aber nur bis
Mitte Januar. Denn …
Wie in jeden Wintersportort so auch hier so trafen sich die Angestellten
der einzelnen Hotels nach Feierabend in einer kleinen und vor
allem günstigen Kneipe
um zu Quatschen und vielleicht über den nächsten
Saisonarbeitsplatz zu sprechen. So kam es, dass mitten im Januar in „unserer
Kneipe“ ein neues Gesicht auftauchte. Neugierig wie´s mal so
ist, wollte ich wissen wo dieser Kollege so mitten in der Saison
herkommt. Nach einigen Bierchen erzählte der Neuankömmling
(leider weiß ich nicht mehr wie er hieß) dass er von einem
Musikdampfer der „Hamburg“ abgeheuert war und jetzt hier in
Gstaad arbeitet. Nach seinen Erzählungen so von Jungfernfahrt
und hohem Seegang und, und , und… wurde es für mich immer
interessanter.
Aufgrund dessen gurgelte und rumorte es in mir fürchterlich, ich wollte
mehr wissen. Kurze Zeit später trafen wir uns wieder und ich
wollte den Namen der Reederei erfahren. Ja, sagte mein Freund,
die kannst du schon haben, jedoch such dir für die nächste
Saison einen anderen Arbeitsplatz, denn auf dieses Schiff kommst
du so schnell nicht.
Ballindamm 17 in Hamburg das
war die Anschrift für einen Trip in die große weite Welt.
Bewerbung, Zeugnisse und sonstige Unterlagen
zusammen gesucht und gleich losgeschickt, mit dem Vermerk alle
Post nach Ingolstadt zusenden. Nach einem Telefonat mit meinen
Eltern gab es ein neues Problem.
Orginalwortlaut
meiner Mutter:
„
Na Bua, du gehst ma ned auf´s Schiff, ned dast ma da dasaufst!
Sofort
gab´s kontra von meinem Vater:
„Wenn
da Bua des macha mog, dan soi da Bua des macha !“
So schnell kann ein Problem aus der Welt sein.
Kurze Zeit später kam zu meiner Überraschung ein Brief von der Reederei,
ich soll in San Francisco am 6.Juni 72 anheuern, genaueres wird
mir noch mitgeteilt. Ich dachte, jetzt ist´s soweit, ich der
kleine Stingl, kein Englisch, noch nie geflogen, das wird
lustig.
Nach der Wintersaison wieder zuhause in Ingolstadt dauerte es nicht lange
und ich bekam nochmals Nachricht aus Hamburg. Zur Feststellung
der Seetauglichkeit sollte ich 2 Tage zuvor in Hamburg sein. Ich
werde um 8:30 Uhr im Heuerbüro Ballindamm 17 erwartet.
Koffer gepackt und mit dem Zug nach Hamburg, um rechtzeitig um halb 8 Uhr
im Büro zu sein. Vom Bahnhof zum Ballindamm ist es nicht allzu
weit und ich war pünktlich da!!! Doch das Büro war
verschlossen. Kein Mensch weit und breit. Jetzt bin ich
ganzschön verschaukelt worden. Ich saß auf meinem Koffer und
wusste nicht wie´s weiter gehen sollte. Die Zeit verging und
irgendwann
kam noch so ein Kerl mit seinem Koffer. Otto Lobinger,
mein späterer Kabinenkollege, er klärte mich auf, das zwischen
halb 8 Uhr und 8:30 Uhr noch eine ganze Stunde liegt. Ganz
erleichtert wurden anschließend notwendigen Sachen erledigt und
zwei Tage später ging´s über Kopenhagen nach Los Angeles auf
mein Traumschiff der
„TS HAMBURG“