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Blick aufs Ganze

Freitag, 27.Februar 2009 12:51
von Jenny May

Wenn es die Deutschen bzw. die Hamburger nicht verstehen, warum es nur darum gehen kann, wie und nicht ob man die TS Hamburg/ TS Maxim Gorkiy für die Hansestadt gewinnt, dann sollte man vielleicht die Großen dieser Welt fragen - Schauspieler und Politiker. Denen wird man doch wohl glauben? Man sollte Omar Sharif, Anthony Hopkins, Georg Bush und Michail Gorbatschow fragen (sie alle kennen das Passagierschiff der Howaldtswerke Deutsche Werft „persönlich“), ob sie in Zukunft lieber ein Konzert in der neuen Elbphilharmonie hören möchten oder eines auf der TS Maxim Gorkiy? Ob sie es bevorzugen würden in einem Glas-Stahl-Beton Hotel modernster Ausführung in der Hafencity zu nächtigen oder eben auf der Ex - TS Hamburg?
Seelisch und ästhetisch sind wir doch der Moderne bereits überdrüssig und machen leider auf den unterschiedlichsten Ebenen immer weiter. Wie eiskalt und kostspielig diese sein kann und bereits vor ihrer Entstehung medial hochgejubelt wird, ohne sich in geringster Weise bewährt zu haben, zeigt sich an der Elbphilharmonie. Das neue „imposante“ Wahrzeichen für Hamburg soll vorbehaltlich 323 Mio. Euro kosten. Warum die Stadt von diesem ästhetisch und wirtschaftlich fraglichen Projekt so überzeugt ist und so gar nicht von der Hotelschiff-Idee der TS Hamburg/ TS Maxim Gorkiy, voll von Historie und Geschichte(n) inklusive Konzertmöglichkeiten, dürfte auch Gründe haben, die die Öffentlichkeit nie erfahren wird. Man hat bereits von Seiten der Hansestadt Unsummen für das Elbphilharmonie-Marketing ausgegeben, doch diejenigen, die die TS Maxim Gorkiy retten wollen, bekommen eher eins vor den Bug.
Es geht hier nicht um ein Schiff als Hotelschiff. Es geht um die Erhaltung allgemeinen Kulturgutes in Form eines Schiffes. Ein Vergleich: Welches ist aus kulturgeschichtlicher Sicht das wichtigste Gebäude in der Hafencity? Für mich, ehrlich gesagt, das älteste, gleichzeitig das schönste, das Internationale Maritime Museum. Und wer ebenso dieser Meinung ist, der muss bestimmt nicht zwingend 85 Jahre auf dem Buckel haben. Da hatten die Hamburger und damit die nachfolgenden Generationen noch mal Glück, dass die Abrissbirne nicht den Kaispeicher B (also das Maritime Museum) traf.
Wenn es ein Schiff gäbe, das mehr Hamburger Tradition, politisch bewegende deutsche Geschichte, Welt- und Filmgeschichte verkörpere und das Design der 60er Jahre auf dem Wasser bewahren könnte, dann könnte ich die Diskussionen um Erhalt oder Abwracken verstehen. Doch das gibt es nicht, und vor allem: es würde es nicht mehr geben!
Die Deutschen haben ein gespaltenes Verhältnis zur Tradition. Sie verschrotten wissentlich ein deutsches, unwiederbringliches Denkmal Schifffahrtsgeschichte und damit einen Teil von sich selbst und setzen damit den Kultur-Spot (nicht nur in der Hafencity) immer mehr auf das medial Inszenierte, Moderne und leider eben nicht auf Tradition und Geschichte. Wo führt und das nur hin? Und was wäre der Hamburger Hafen ohne Feuerschiff und Rickmer Rickmers? Man muss nicht einmal ein Herz für Schiffe haben, um zur Einsicht zu gelangen, dass die TS Maxim Gorkiy zu retten ist. Es braucht einfach nur ein bisschen Seele und den Blick auf das Ganze.

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aktualisiert am: 11.12.18

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