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Meine HANSEATIC-Geschichte

von B.Glosemeyer

das Originalmodell der HANSEATIC

Sehr geehrter Herr Noack,wie ich Ihnen ja bereits mitteilte, war ich damals etwa 9 Jahre alt (Baujahr 1956). Es muss also etwa 1965/1966 gewesen sein. Ich wohnte mit meinen Eltern in Schneverdingen in der Lüneburger Heide und mein Vater hatte ein Heizungsbaugeschäft. Langlotts wohnten eine Querstraße weiter ca. 250 Meter Luftlinie von uns entfernt. Kennen gelernt haben wir Herrn und Frau Langlott dadurch, dass die Zentralheizung in ihrem Privathaus erneuert werden sollte. Mein Vater bekam damals den Auftrag. Durch diese zuerst rein geschäftliche Beziehung kam es aber zu mehreren Begegnungen und meine Eltern waren irgendwann bei Langlotts privat eingeladen. Später war man dann auch per Du miteinander. Während Kapitän Ernst Langlott mit der Hanseatic oft monatelang unterwegs war, war Frau Langlott sehr oft bei uns zu Gast. Auch zu mir waren die beiden Langlotts immer sehr freundlich. Ich hatte natürlich als Kind großen Respekt besonders vor Herrn Langlott. Auch war ich viele Male bei Frau Langlott zum Eisessen eingeladen. Ich kann mich auch erinnern, dass oft Eichhörnchen bis ans Haus der Langlotts kamen um sich Futter zu holen, welches dort von Frau Langlott platziert wurde, um die Waldbewohner aus der Nähe zu beobachten. 

So kam es denn, dass es eines Tages hieß, wir fahren mit Frau Langlott nach Cuxhaven, um die Ankunft der Hanseatic aus Amerika zu sehen. Langlotts hatten damals kein Auto, denn Herr Langlott brauchte ja wohl keines und Frau Langlott hatte keinen Führerschein. Also boten meine Eltern den Langlotts an, Frau Langlott nach Cuxhaven zu fahren und so ihrem Mann quasi entgegenzufahren, um ihn aus Cuxhaven abzuholen. Geplant war damals, dass meine Eltern und ich den Tag in Cuxhaven verbringen würden und die beiden später mit nach Schneverdingen zurücknehmen sollten. Aber in Cuxhaven angekommen, bestand Frau Langlott darauf, dass meine Eltern und ich mit an Bord kommen sollten. Wir sollten ihr vorher nur ein wenig Zeit geben für das Wiedersehen mit ihrem Mann. So kam ich also zum ersten Mal an Bord. Natürlich ein unvergessliches Erlebnis. Bereits vorher hatte mich das Auftauchen des Schiffes am Horizont sowie das "Wenden" und Anlegen an "Steubenhöft" schwer beeindruckt. Aber zurück an Bord : Nach kurzer Zeit kam ein Stewart zu uns und bat uns ihm zu folgen. Es ging quer über das Schiff, bis der Mann an eine Tür klopfte. Die Tür ging auf und Kapitän Langlott (in kompletter Uniform) und seine Frau empfingen uns in der Kapitänskajüte. Was für ein Erlebnis für mich. Ich meine mich zu erinnern, dass die Wände mit Mahagoniholz verkleidet waren und es war roter Teppichboden ausgelegt. Leider fehlten große Fenster, lediglich ein paar Bullaugen waren eingelassen. Langlotts baten uns Platz zu nehmen, es wurde ein kalter Imbiss serviert. Nur wir 5 waren in der Kajüte, lediglich einige Male unterbrochen vom Stewart, der hin und wieder hereinkam. Im Laufe des Zusammenseins muss Kpt. Langlott dann wohl irgendjemanden gesagt haben, dass er mir das Schiff zeigen sollte. Jedenfalls erinnere ich mich noch genau, dass ich mit einer uniformierten Person kreuz und quer über und durch das Schiff geführt wurde. Dann endet meine Erinnerung. 

Wahrscheinlich ist es dann um Weihnachten 1965 gewesen, dass Langlotts wieder einmal bei uns zuhause waren. Jedenfalls erinnere ich mich an die Frage der Langlotts an mich, ob ich denn auch einen Wunsch an sie hätte. Und wie Kinder nun mal so sind, habe ich wohl gesagt, dass ich so gerne ein Originalmodell der HANSEATIC hätte. Meinen Eltern war schlicht peinlich, dass ich es so frei heraus sagte. Ich hatte dieses Modell wahrscheinlich bei meinem ersten Besuch an Bord irgendwo gesehen. Aber Weihnachten verging - ohne Schiffsmodell. Es muss dann wohl Frühjahr 1966 gewesen sein, als wir wieder einmal mit Frau Langlott nach Cuxhaven fuhren, um Kpt. Langlott von der HANSEATIC abzuholen. Auch dann wurden wir wieder nach einiger Zeit in die Kapitänskajüte gebeten. Nach allgemeiner Begrüßung wurde mir gedeutet, dass auf dem Tisch ein kleiner Karton stände und ich sollte ihn doch öffnen. Sie ahnen es schon : Es war das Modell der HANSEATIC, das ich mir so sehnlichst gewünscht hatte. Ich hatte nur noch Augen für das Modell. Dann mussten wir die Kajüte verlassen, denn das Fernsehen hatte sich angesagt. Die Aktuelle Schaubude nahm die Ankunft zum Anlass, vom Schiff zu berichten. Just in dem Moment, als wir die Kajüte verließen, begegneten wir wirklich in der Tür Karl-Heinz Hollmann und Karin von Faber, den beiden damaligen Schaubudenikonen. Das dritte und letzte Mal an Bord lief nach gleichem Muster ab. 

Und dann kam eben der Herbst 1966. Ich meine mich zu erinnern, dass wir auch diesmal nach Cuxhaven wollten und die HANSEATIC in Empfang nehmen. Aber dann kam die Nachricht aus New York : Feuer an Bord. Ich konnte es gar nicht richtig fassen geschweige denn es einordnen. Ich glaube, Frau Langlott gab uns schnell bescheid, dass es ihrem Mann gut ginge. Aber das Schiff könne aus eigener Kraft nicht mehr zurückkommen. Wir alle hofften so sehr, dass man es wieder reparieren würde. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass bei der Rückholung durch die beiden Schlepper eine Trosse auf dem offenen Atlantic riss. Ein Unglück kommt selten allein. Ich glaube, Frau Langlott ist dann mit meinen Eltern allein nach Cuxhaven gefahren und hat (so klingt es mir noch in Ohren) Rotz und Tränen geheult, als das Schiff im Schlepptau in Cuxhaven einlief. 

Das Ehepaar Langlott ist auf dem Foto zusehen, bei einer kleinen Feier in deren Privathaus in Schneverdingen in der Lüneburger Heide

Und hier endet meine Geschichte mit der HANSEATIC. Herr Langlott hat dann von der Reederei das Kommando über ein Frachtschiff erhalten. Das Schicksal der HANSEATIC ist ja dann hinlänglich bekannt. Langlotts sind später in den Schwarzwald gezogen. Eine Recherche heute im Internet hat ergeben, dass Frau Langlott noch unter einer Telefonnummer gemeldet ist. Ich möchte aber die Privatsphäre von Frau Langlott wahren und den Wohnort für mich behalten. Wenn Sie weitere Fragen haben, bitte sehr, fragen Sie.

Mit freundlichen Grüßen B.Glosemeyer 

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aktualisiert am: 11.12.18

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