Ein
3 x Lang um Mitternacht
erzählt
von Walter Vehrs -
(leicht
gekürzt)
Wir
schreiben das Jahr 1962. Diese kurze nachfolgende Geschichte
ereignete sich im Februar desselben Jahres während der
Durchführung der „Convention
Cruises" im Reiseprogramm der ersten „Schönen
Hamburgerin"!! Auf der
Brücke der „Hanseatic" führt zu dieser Zeit Kapitän
Walter Pabst das
Kommando
- und im „Alster Club" Barsteward Benno (nennen wir ihn
einfach
Schmidt)
das Regiment.
Seit dem
Verlassen des Hafens von Port Everglades mit Ziel der
karibischen Inselwelt gehört Barsteward Benno Schmidt zu den
gefragtesten Personen auf der „Schönen Hamburgerin".
Benno ist ein kerniger, und für die vorwiegend amerikanische
Damenwelt an Bord ein überaus interessanter, attraktiver und
junger Man von gerade 29 Jahren. Ebenso ist es unter den
Besatzungsmitglieder bekannt, dass Benno leichten Flirts wie
lockeren Liebeleien grundsätzlich nie abgeneigt war und ist.
Allerdings gilt an Bord der „Hanseatic" das schriftliche
Gesetz, dass die Besatzungsmitglieder keinen privaten Umgang mit
den zahlenden Passagieren an Bord pflegen sollten. Gleichwohl
ist es ihnen untersagt, gegenseitige Besuche im Passagier- wie
im Mannschaftsbereich stattfinden zu lassen.
Dass
Benno die bestehenden Order schon öfter weitestgehend
ausgereizt hatte, dieses machen ihm Staff-Kapitän Telchow und
Rolf Marx bereits mehrfach klar. Benno gelobt wieder und wieder
Besserung - und schon hat er das Problem, dass nunmehr eine Dame
von Welt seine Nähe sucht. Diesen Traum von
Frau
konnte er einfach nicht an sich vorbeiziehen lassen, obwohl er
bei seinen Vorgesetzten im Wort steht. Leider waren seine
lauschigen Plätzchen auf dem 206 Meter langen Schiff schon
lange bekannt, und zum Glück stehen in der Mannschaftsmesse
stets drei wichtige Themen zur Diskussion:
„Frauen,
Fußball und nächster Landgang."
Hier
trifft unser Benno den 2. Ingenieur, dem er sein Herz
ausschüttet und der ihm gegen eine Flasche guten Whiskys einen
wunderbaren Platz für ein „Paradies
mit besagter Dame" verspricht. Dass es sich bei dem
versprochenen Platz um die „größte Kammer" an Bord,
nämlich um den vorhandenen Schornstein der „Hanseatic"
handeln würde, damit konnte unser Benno natürlich nicht
rechnen. Keiner wusste, dass sich schon andere hinter der
Verblendung der Abgasrohre und dem Notausstieg aus dem
Maschinenraum ein Domizil eingerichtet hatten, wofür der
Bordelektriker mit anständiger Beleuchtung und der Schiffs-
zimmermann mit Wärme, Abluft und ausstrahlende Gemütlichkeit
ihr übriges getan hatten. Da sich Bennos Angebetete mit ihm auf
ein Treffen gegen Mitternacht geeinigt hatten, war Benno voller
Vorfreude. Wenn nun Pläne durchkreuzt werden, ist es meist
höhere Gewalt. Und diese tritt in diesem Falle in Form des
Reeders auf, welcher plötzlich an Bord zugestiegen war und sich
nun ein bisschen die Beine vertreten wollte.
Dabei
fällt dem Reeder eine hübsche Dame im weißen Cocktail-Kleid
ins Auge. Dem Reeder schwant, dass hier in Kürze ein Rendevous
stattfinden wird – und das mit Sicherheit mit einem seiner „Rotjacken"
(Stewards). Überaus unauffällig steuert das Pärchen auf den
vorderen Schornstein zu. Benno wähnt sich am Ziel seines
Vorhabens – wie sollte er auch ahnen, dass ihn ausgerechnet
sein Chef beobachtet.
ABC
hätte nun folgende Möglichkeiten: Er könnte anklopfen und
seinen Mitarbeiter direkt zur Rede stellen. Er könnte Benno
auch gleich „feuern", aber ABC wäre nicht Axel, wenn er
dieser sich bietenden Situation nicht seinen Stempel aufdrücken
würde. Seine Devise war immer: Was Du tust - tue es mit Stil !
Gemächlich
schlendert ABC zur Kommandobrücke. Kapt. Pabst und seine
wachhabenden Offiziere sind gerade dabei, den für den nächsten
Tag anstehenden nautischen Ablauf abzustimmen. Der Kommandant
freut sich über den hohen Besuch zu dieser späten Uhrzeit und
fragt nach dem Anlass. Axel erwidert, er habe da eine Idee: „Herr
Kapitän, wir hatten heute einen herrlichen Tag und einen noch
schöneren Abend. Lassen sie uns alle diesen Tag würdig
verabschieden und den neuen Morgen freudig begrüßen. Geben sie
doch einfach ein dreimal Lang – aber richtig
lang.
Kapitän
Pabst hat dem Wunsch seines Chefs nichts entgegenzusetzen –
und so jagt er Punkt Mitternacht den unverkennbar tiefen
Kellerbass in den Nachthimmel …... !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ein
direkter Zusammenhang zwischen dem Hall des Schiffshorns und
einer sperrangelweit offen vorgefundenen Schornsteintür lässt
sich wohl später erklären!!!!
Und ABC
meint dazu: Es war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme – denn
bei
Euch
Banausen kann man bis zuletzt nicht vorsichtig genug sein!
- Ende
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